Verschwommene Sicht in ein weißes Krankenhaus-Zimmer mit Vorhang

Der behinderte Patient – Teil 2

Und weiter geht’s mit Haralds Krankenhaus-Geschichten…

Nachdem nun die vermeintliche Krankenschwester (oder wer auch immer…?) von mir abgelassen hat stellt sich mir nun doch die diensthabende Stationsärztin vor, ihren Namen konnte ich allerdings nicht verstehen, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung.

Hervorragend! Man will ja wissen mit wem man es zu tun hat.

Sie sagte, dass wir jetzt den Fragebogen durchgehen würden und dann werde ich in mein Zimmer gebracht. Gesagt, getan. Diejenige, die mich in mein Zimmer gebracht hat, hat sehr viel richtig gemacht. Sie bot mir einleitend an, ob ich mich bei ihr einhaken wolle. „Als ob sie schon mal einen Sensibilisierungsworkshop bei uns besucht hätte.“, denke ich mir zufrieden.

Hervorragend! Das ist die richtige Methode.

Auf dem Weg ins Zimmer sagte sie mir immer in welche Richtung wir gehen würden und dort angekommen sagte sie sogar in welche Richtung die Tür aufgeht.

Hervorragend! Man will ja die Tür nicht im Gesicht haben.

Im Zimmer angekommen gestand sie mir entschuldigend, dass sie nicht genau wisse, wie sie mir den Raum nun genau beschreiben sollte. Für Entschuldigungen gab es aber aus meiner Sicht überhaupt keinen Anlass und so erforschte ich, ausgehend von der Tür, systematisch den Raum und sie verbalisierte die Gegenstände die ich jeweils ertastete.

Hervorragend! Da ist man ja fast gerne krank bei soviel Fürsorge.

Dann besuchten wir noch die Nasszelle, bei Normalsterblichen auch Badezimmer/Toilette genannt, um uns dort umzuschauen. Ich habe ja immer die Panik in Behindertentoiletten den Alarmknopf versehentlich zu drücken. Ich muss gestehen im Großen und Ganzen fände ich es sehr unangenehm, aber ich bin auch eigentlich neugierig wer da eigentlich kommt. Auch in der Dusche gab es ein Schnürchen, das bei einem Notfall gezogen werden kann. Mein Orientierungsengel hat mir auch hier geduldig jeden Alarmknopf und jede Einrichtung gezeigt.

Hervorragend! Man will ja wissen wo man nicht herumfummeln darf.

Wieder zurück bei meinem Bett erklärte sie mir auch noch ausführlich das Handgerät, welches zum Rufen des Personals aber auch als Fernbedienung für TV und Radio gedacht ist, erklärt hat (zum Glück gibt es hier noch keine Touch-Screens!), zeigte sie mir noch die Fernbedienung zum Verstellen des Bettes, inklusive kleiner Testfahrt, ging sie und versprach dass ich um etwa 18 Uhr mein Essen bekommen würde.

Hervorragend! Das (vorübergehende) Einzel-Zimmer im Griff, wenn es so weitergeht fühle ich mich noch richtig wohl.

Haben die unsere Workshops schon besucht???

Gefühlte Stunden später, ich beschäftigte mich gerade mit meinem Handy, klopfte es und das Öffnen der Tür wurde von einem „Grüß Gott, ich bin die Schwester Maria und ich bringe das Abendessen“ begleitet.

Hervorragend! Inklusive Namensnennung eintreten und sagen was Sache ist.

Das Essen wurde mit der Frage „Soll ich Ihnen das Essen beschreiben?“ auf den Tisch gestellt. Mit dem Uhr-System – auf 12 Uhr liegt dieses, auf 6 Uhr jenes – wurde mir zuerst der ganze Teller erklärt und anschließend das Inventar des Tablettes samt Position des Trinkbechers wurde von ihr beschrieben.

Hervorragend! Man will ja wissen was man isst und nicht versuchen mit einer Gabel die Suppe zu löffeln. 

„Seltsam,“ denke ich mir noch, „an die Schwestern dieser Station kann ich mich in unseren speziell für medizinisches Personal ausgerichteten Sensibilisierungsworkshops, gar nicht erinnern, aber wir waren wohl schon hier und sie haben wohl aufgepasst und die Dinge eins zu eins umgesetzt. Die meisten zumindest.“

Hervorragend! Reden bringt also was, jetzt kann ich meiner morgigen Operation beruhigt entgegen schlafen.

Fortsetzung folgt…