Zwei Menschen mit schwarzem Mund-Nasen-Schutz hinter einer Plastik-Folie vor einer roten Wand

Ich habe Angst…

…ein emotionaler Corona-Gedankenbericht

Ich fühle mich so ohnmächtig, aber sicher teile ich dieses, wahrscheinlich für viele, ungewohnte Gefühl mit sehr vielen, verzweifelt auf der Suche nach Sicherheit. Viele wollen sich nicht einschränken lassen, schränken damit uns alle ein und verlängern die sogenannte „neue Normalität“. Der Mangel an Empathie und Achtsamkeit für unsere Mitmenschen kommt für viele erst jetzt so richtig zum Vorschein. Dass dieses gesellschaftliche Defizit schon bisher sehr real war, davon können wohl gerade behinderte Menschen ein paar „Tönchen singen“. Dazu aber an dieser Stelle mehr. 

Das Leben hat mich mit einem schier unendlichen Vorrat an Optimismus ausgestattet, aus dem ich bislang schöpfen kann. Dieser macht mich psychisch robust vor derartigen Krisen. Aber was ist mit jenen, welche nicht so üppig damit ausgestattet sind? Die gefühlt oder tatsächlich alleingelassen auf der Suche nach Halt herumirren? Was mit denen, die glauben diesen Halt gefunden zu haben, dabei feststellen müssen, dass der Halt nur ein Seil ist, mit dem sie eingefangen wurden und dabei ihren bislang freien Geist verloren haben? Alle suchen Sicherheit, aber viele vergessen dabei allzu oft, dass echte Sicherheit nicht von Regierungen „diktiert“ werden kann. Sie ist eine Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts, der Empathie und des (wissenschaftlich geprägten) Hausverstandes.

Fragen über Fragen über Fragen

Worte wie „Lockdown“ und „Verschärfung der Maßnahmen“ geistern zwischen uns umher wie Gespenster und bedrohen unser „kuscheliges Komfortleben“. Einige werden reicher, viele werden ärmer, doch alle eint die Gefahr der Infizierung. Tatsächliche und selbst ernannte ExpertInnen zu allen möglichen Themen tun ihre Meinung kund und tragen oftmals zur allgemeinen Verunsicherung bei. Dies alles beobachte ich – was wohl im übertragenen Sinn zu interpretieren ist, da ich selbst blind bin – aber die mediale Flut schwappt auch über mich hinweg und ich habe Angst. Wie wird unser Leben danach aussehen? Wann wird dieses danach sein? Wird die Gesundheit der Menschen zugunsten der Wirtschaft geopfert? Werden bewusst „Kollateralschäden“ eingeplant? Werden wir dieses gesteigerte zwischenmenschliche Misstrauen jemals wieder loswerden? Was sind die langfristigen Auswirkungen dieser Krise auf die Gesellschaft? Ist sie nur der Anfang vieler aufeinanderfolgender Krisen?

Wie ich meiner (sozialen) „Medienblase“ entnehmen kann, bin ich nicht der Einzige, den diese Fragen umtreiben. Warum also nicht gemeinsam an Wegen und Lösungen arbeiten, anstatt uns gegenseitig anzufeinden? Warum nicht ein paar einfache Regeln einhalten, damit dies wieder für alle möglich wird? Damit wir zusammen an dem „Danach“ arbeiten können. Historisch hat die Menschheit oft genug bewiesen, dass sie zu großen Wandlungen fähig ist. Diese Fähigkeit werden wir nun brauchen um in einer „nach/mit-Covid-19-Welt“ für alle Menschen einen gleichberechtigten Platz zu schaffen.

Wir machen TROTZ-DEM weiter! 🙂 Auch wenn sich mir derzeit die Frage nach dem „Wie“ allzu oft stellt. Sensibilisierung hat im Moment Pause, obwohl sie jetzt umso wichtiger wäre. Denn sensibles Verhalten führt zu Achtsamkeit, die für viele Menschen so dringend notwendig wäre. Doch wann wieder Nachfrage danach besteht kann wohl niemand sagen.

Bis dahin heißt es wohl: Die Hoffnung nicht verlieren, Gürtel enger schnallen – denn die staatlichen Hilfen sichern gerade das Überleben – und Strategien und Konzepte entwickeln für die Zeit danach. Auch wenn noch niemand wirklich sagen kann, wann und was dieses „neue Danach“ sein wird.