Adina, Harald und Assistent Daniel von hinten. Vor ihnen sitzen 30 Kinder mit Dunkelbrillen an Tischen und jausnen. Ein Kind zeigt auf.

27. November 2019: Die Ruhe vor dem Sturm

Nein, es geht nicht um ein neues heranziehendes Unwetter, sondern um eine besonders wissensdurstige erste Klasse der NMS Aspang. Bei der Ankunft in einen völlig stillen Klassenraum geführt zu werden war nämlich neu für uns. Die Teilnehmenden waren nicht still und schweigsam, es waren schlicht keine Kinder da. Die Lehrerin, die dann aber sogleich zu uns gestoßen ist, uns versprochen hat, die Klasse gleich zu uns zu führen und den dringend ersehnten Kaffee zu bringen, hat uns dann aber sofort beruhigt.

Neugierig und fast schweigend sind die 30 TeilnehmerInnen des TROTZ-DEM Workshops also einmarschiert und haben sich ihre Plätze gesucht. Bei der Vorstellungsrunde waren die Stimmen noch leise und zurückhaltend. Das änderte sich aber schnell als Harald in den Raum fragte, ob es denn schon Fragen gäbe. Schnell schossen die Hände der Interessierten in die Höhe. Kurze peinliche Stille und dann ein allgemeines Auflachen: Wir sind ja blind und können mit dem üblichen Handzeichen natürlich nichts anfangen. Nachdem das geklärt war – schnipsen oder auf den Tisch klopfen, um sich zu melden – hörten die Fragen aber gar nicht mehr auf. Und so verbrachten wir die ersten zwei Stunden damit den Wissensdurst zu stillen. 

Nachdem dieser Durst gestillt war, machten wir uns daran den eigentlichen Durst und Hunger zu stillen: Die Kinder durften bei der „blinden Jause“ selbst erfahren wie es ist, wenn man nichts sehen kann und wie das mit dem Essen dann eigentlich funktioniert. Bis zum Schluss haben die wissbegierigen Fragen nicht aufgehört was beinahe dazu geführt hätte, dass wir die Zeit fast überzogen hätten. Es war wirklich ein großes Vergnügen einen Vormittag mit so neugierigen und offenen Kindern verbringen zu dürfen. Wir haben das Gefühl, diese Kinder werden wohl in Zukunft kaum mehr Schwierigkeiten im Umgang mit blinden oder sehbehinderten Menschen haben. Und das ist doch das Ziel eines jeden Sensibilisierungs-Workshops.