Eine Gedankenblase mit einer Glühbirne darin

Gedanken zum Wort „Behinderte/r“

Im Folgenden wird versucht einen aktuellen Stand der Begriffe  um das Thema Behinderung aufzuzeigen, der keinesfalls den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit oder gar Vollständigkeit erhebt, sondern eine persönliche Bewertung der Terminologie darstellt. Es wird eine Momentaufnahme (2019) aufgezeigt, die sich in einigen Jahren vielleicht schon geändert haben kann.

Behindete/r – behindert

Menschen mit Behinderung(en) werden mit dieser Bezeichnung auf ein Merkmal ihres Selbst reduziert, wie auch z.B. Rothaarige, blonde Frauen, AusländerInnen, Schwule… Die Aufzählung von herabwürdigenden Verwendungen von an sich neutralen Begriffen könnte noch weitergeführt werden. Diese Reduktion auf ein Merkmal einer Person geschieht oftmals unbeabsichtigt, würde sich aber mit ein wenig Sensibilität vermeiden lassen. Es kommt aber auch vor, dass Menschen mit Behinderung ihr „Gleichsein“ abgesprochen wird, was oftmals mit der Anrede des „DU“ ausgedrückt wird. Oder ein noch extremeres Beispiel: Wenn ich mit meiner Assistenz oder sehenden FreundInnen einkaufen gehe und der oder die wird dann gefragt: „Was will er denn haben?“. Fakt ist, daß Behinderung ein stigmatisierender Ausnahmezustand ist. Die sogenannte „Norm“, welcher Menschen mit Behinderung nicht entsprechen, wurde jahrhundertelang unreflektiert von Generation zu Generation übernommen und verändert sich nur sehr langsam.

Es ist bedenklich, in welchen zumeist negativ besetzten Zusammenhang die Worte „behindert“ und/oder „Behinderte/r“ umgangssprachlich verwendet werden. Meist ist dies von Jugendlichen, aber auch von vielen Erwachsenen zu hören: „Der oder die ist behindert!“ oder „Das ist so behindert!“. Dabei geht es selten bis gar nicht um Menschen mit einer Behinderung, sondern um Personen, Situationen die auf diese Weise abgewertet werden sollen. Dass das Wort „behindert“ für einen solchen Zweck verwendet wird lässt keinen sensiblen Umgang im persönlichen Umfeld des/der SprecherIn erahnen.

Vorurteile können nur dann wachsen, wenn der persönliche Umgang mit der Randgruppe fehlt, die damit ausgegrenzt wird. Es wäre wünschenswert, wenn die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung schon derart abgenommen hätte, wie die von LinkshänderInnen oder rothaarigen Menschen im Mittelalter oder noch kühner gesagt, die von Frauen vor dem 18. Jahrhundert.

Ziel von Behindertenvertretungen ist heutzutage nicht mehr die Integration, sondern wird weitergedacht, nämlich mit der Inklusion.

Die Eingliederung von Menschen mit Behinderung kann aber nur in Phasen passieren, die ineinander fließen. Von der Segregation, also der totalen Ausgrenzung, die wir in manchen Ländern und Bereichen hinter uns gelassen haben führt uns die Entwicklung zur Integration, die wir in Österreich gerade mehr oder weniger durchleben. Darin werden Randgruppen, wie z.B. Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft integriert, der Behindertenbegriff besteht aber nach wie vor. Erst wenn diese Phase abgeschlossen ist, kann es zur Inklusion kommen, wo es dann nicht mehr einen blinden Menschen oder eine Person im Rollstuhl gibt, sondern nur mehr Herr Mayer und Frau Huber. Um diese abschliessende Phase zu erreichen müssen noch einige Voraussetzungen geschaffen und Hürden abgebaut werden, vor allem die Barrieren im Kopf gilt es niederzureissen. Das ist Ziel und Zukunft, nicht nur von Behindertenvertretungen, sondern auch von TROTZ-DEM!