Da auch ich aktiv gegen die Ausbreitung von COVID-19 angehen will, habe ich mir die – in kürzester Zeit programmierte – App „Stopp Corona“ einmal genauer angeschaut und auf ihre Barrierefreiheit für blinde und sehbehinderte Menschen hin überprüft.
Da ich der glückliche Besitzer des iPhone X bin, habe ich den App-Store bemüht und dort nach „Stopp Corona“ gesucht, die mir auch sofort mit diesen Stichworten angezeigt wurde.
Zustimmungen über Zustimmungen
Geladen, geöffnet und schon ging es los mit dem üblichen Abfrage-Ritual: Ob ich die Datenschutzbestimmungen akzeptiere? Naja, bleibt mir wohl nicht viel über, wenn ich die App nutzen möchte, oder? Ob die App mir Nachrichten senden darf? Natürlich, das ist ja wohl der Sinn und Zweck der ganzen Angelegenheit. Nachdem ich zuvor bereits von ein paar mir, dem ORF (und Facebook…) vertrauten Datenschutz-ExpertInnen – Ingrid Brodnig und Max Schrems – gehört und gelesen hatte, dass selbst diese VerfechterInnen der Privatssphäre diese App für Gut befinden und sie (derzeit) auch als notwendig einstufen, habe ich beschlossen auf diese zu vertrauen und meine Zustimmung zu ersteilen.
Bei der Frage, ob die App auf mein Bluetooth und mein Mikrophon zugreifen darf, wollte ich das aus Reflex ablehnen. Man will ja nicht abgehört werden… Nach der Ablehnung erfuhr ich allerdings, dass diese Zustimmung notwendig ist um räumliche Distanzen zwischen potenziellen „HandshakepartnerInnen“ zu ermitteln, indem das Mikrofon für den Menschen nicht hörbare Ultraschalltöne aussendet, welches von anderen Geräten mit dieser App „gehört“ und damit registriert wird. Die Bluetooth-Funktion des Gerätes führt kein Pairing mit anderen Geräten durch, was ich mir bei Bluetooth-Freigaben erwartet habe, sondern listet ausschließlich die Geräte in der Nähe auf. Dies muss geschehen damit ich später verständigt werden kann, wenn einer der Kontakte erkrankt.
Gut programmierter Schnellschuss
All dies wurde mir durch die Sprachausgabe (Voice Over) meines Smartphones vorgelesen. Auch alle relevanten Steuerelemente sind richtig programmiert und beschriftet, wodurch die Bedienung für mich ohne Probleme machbar ist. Man möchte meinen das wäre der Standard, ich kann das aber berichtigen: Selbst jahrelang geplante Apps und Programme fehlt es oft an diesen doch hilfreichen Elementen. Glaubt mir, es gibt etliche Anwendungen, die an sich sehr nützlich, aber für blinde und sehbehinderte Menschen kaum bis gar nicht (allein) nutzbar sind.
Umso begeisterter bin ich über diese „Schnellschuss-App“, denn meine Erwartungen waren, ob der Geschwindigkeit, eher gering. Bisher ist mir aber noch nichts aufgefallen, was mir Probleme bereitet hätte und ich hoffe das gilt auch für Menschen mit anderen Behinderungen. Denn es ist naheliegend – da viele Menschen ein inniges Verhältnis zu ihrem Smartphone haben – diese digitalen Daten gegen Corona darüber zu erfassen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass möglichst viele diese App auf ihrem Handy installiert haben. Dies bedingt natürlich auch einen anderen Umgang miteinander.
Ich sehe mich schon in Zukunft mit Mund-Nasenschutz bei einer Besprechung sitzen und statt dem üblichen den „Digitalen Handshake“ (so heißt die Funktion in der App) auszuteilen. Davon sind wir leider noch weit entfernt, aber alles, was hilft diese Situation zu beenden und bald wieder bei möglichen Meetings sitzen zu können, sollte gemacht werden.
FAQs & Download Links
Das rote Kreuz, welches diese App herausgebracht hat, beantwortet viele konkreten Fragen auf ihrer Webseite. Dazu folgt einfach diesem Link: www.roteskreuz.at/faq-app-stopp-corona
Und hier kannst du dir die App direkt herunterladen: