Arya führt Sabine einen Weg entlang. Neben dem Weg ist eine Grünfläche.

10 Tipps von Arya, der Blindenführhündin

Hallo, ich bin Arya. Wie ihr schon in meinem Steckbrief lesen konntet, bin ich die Blindenführhündin von Sabine Fiedler, die alle liebevoll „das Wiesel“ nennen, weil sie immer so flink unterwegs ist. Seit dem Sommer 2018 bilden wir ein super Team! In der gemeinsamen Zeit, aber auch schon während meiner Ausbildung, habe ich schon viel gelernt, auch im Umgang mit euch ZweibeinerInnen. Weil da immer wieder Missverständnisse auftreten, gebe ich euch hier ein paar einfache Tipps um diese zu vermeiden, damit ich meinen Job gut erledigen kann.

Tipp 1: Lenk mich nicht ab!

Ich liebe es gestreichelt zu werden und bei Futter sage ich nie nein, so wie jeder andere Hund eben auch! Allerdings habe ich einen wichtigen und verantwortungsvollen Job der viel Konzentration er-fordert. Wenn ich also mein Führgeschirr trage, berühre mich nicht, auch wenn du mir was Gutes tun willst. Wie schon gesagt, liebe ich das Essen und ich kann kaum widerstehen. Das lenkt mich also wirklich ab! Auch wenn du mich anstarrst oder ansprichst wende ich mich gerne dir zu, auch das stört meine Achtsamkeit, also bitte unterlasse es einfach. Ich will meinem Wiesel schließlich den richtigen Weg zeigen und auch irgendwann in meinen wohlverdienten Feierabend starten.

Tipp 2: Fragen, fragen, fragen!

Manche Menschen meinen es gut und wollen uns helfen. Das ist sehr freundlich, aber ich muss auch sagen, dass wir als Führgespann eigentlich sehr selbstständig unterwegs sind. Wenn du aber trotzdem das Gefühl hast, dass wir Hilfe brauchen, dann frag bitte das Wiesel, bevor du an meinem Führgeschirr oder meiner Leine ziehst. Ich bin es gewohnt auf die Befehle von meinem Frauchen zu achten und es verunsichert uns beide wenn sich da jemand einmischt.

Tipp 3: Verkehrsmittel und Ampeln ansagen!

In meiner Ausbildung habe ich wirklich vieles gelernt. Meine Augen sehen aber leider nicht die gleichen Farben wie ihr und das was ihr „lesen“ nennt kann ich auch nicht. Deshalb gibt es ein paar Situationen wo ich dem Wiesel leider nicht so gut helfen kann. Manchmal höre ich wie jemand sagt „Es ist jetzt grün“ und dann gehen wir erst los, bei dem Wort „rot“ warten wir immer noch eine Wei-le. Bei Haltestellen wo viele Verkehrsmittel fahren, sogenannte „Doppelhaltestellen, hilft es dem Wiesel scheinbar, wenn sie Hinweise auf die Zahlen bekommt die da drauf stehen. Und wenn ir-gendeine Abweichung oder Verspätung vorkommt, dann hilft uns die Anzeigetafel leider auch nicht.

Tipp 4: Denke nach bevor du parkst!

Parken ist für euch anscheinend ein großes Thema. Deshalb steht dann oft ein Auto oder LKW auf einem Platz der nicht dafür gedacht ist, wie dem Gehsteig oder der Einmündung in eine Kreuzung. Zugeparkte oder mit Fahrzeugen verstellte Gehwege zwingen mich aber auf die Straße auszuwei-chen.. Und wie alle schon als Kind lernen: Die Straße ist ein gefährliches Pflaster. Es wäre also wirklich nett, wenn du dein Auto so abstellst, dass wir auf jeden Fall zu zweit vorbei kommen!

Tipp 5: Wir dürfen immer zu zweit bleiben!

Ganz oft wollen die Leute dass mich das Wiesel vor einem (Lebensmittel-)Geschäft anbindet. Dann diskutieren sie mit dem Wiesel und das nimmt uns immer sehr viel Zeit weg, die wir anders besser nutzen könnten, zum Beispiel mit Spielen im Garten oder Dogdancing. Lasst mich hier eins ein für alle mal klarstellen: Das Gesetz ist auf meiner Seite – ich darf überall rein wo das Wiesel auch rein darf! Oder legst du deine Augen vor dem Geschäft ab?

Tipp 6: Bitte keine Knallkörper!

Böller, Kracher und Feuerwerke, vor allem in meiner Nähe abgefeuert, machen einen argen Knall, den meine sehr gut hörenden Ohren gar nicht aushalten. Der Schreck lässt mich dann ganz auf meine Arbeit vergessen. Abgesehen davon ist es bei KollegInnen von mir auch schon vorgekommen, dass sie nach der Begegnung mit diesen Dingern gar nicht mehr arbeiten konnten oder sogar (schwer) verletzt wurden. Achtet also bitte auf eure Umgebung und steckt die Dinger wieder ein, wenn ich oder ein anderer (Assistenz-)Hund in eurer Nähe ist.

Tipp 7: Kein Spielen während der Arbeitszeit!

Ich habe gelernt, dass ich mit voller Konzentration auf das Wiesel unterwegs bin, also interessiert es mich gar nicht zu schnüffeln oder zu spielen. Das habe ich natürlich auch in meiner Ausbildung gelernt! Aber manchmal kommen mir andere Hunde so nahe, beschnüffeln mich oder wollen mit mir spielen, dass mir das die Arbeit schon sehr erschwert, weil ich natürlich sehr gerne spiele – man kann eben nicht perfekt sein. Deshalb tust du uns einen riesigen Gefallen, wenn du deinen Hund an die Leine nimmst und möglichst weit entfernt von mir hältst. Das dient auch meinem Schutz, denn in meinem Führgeschirr kann ich mich nicht so gut verteidigen. In meiner Freizeit darf ich natürlich spielen, aber bitte frag das Wiesel vorher ob das gerade okay ist.

Tipp 8: Auf wen soll ich hören?
Gib mir keine Anweisungen!

Das Wiesel und ich sind ein super Team! Wir haben eine klare Abmachung: Sie sagt an und ich helfe ihr. Das heißt ich bin darauf trainiert auf sie zu hören. Nachdem ich aber so gut bin, will ich natür-lich auch zeigen was ich kann. Wenn ich also einen Befehl von einer anderen Person bekomme bin ich meistens sehr verwirrt und weiß nicht was ich machen soll, was dann zu gefährlichen Situatio-nen führen kann. Deshalb ist es mir lieber wenn du dem Wiesel sagst, was du willst. Sie wird es mir schon weiter sagen!

Tipp 9: Bitte nicht auf die Rolltreppe!

Eine Treppe anzeigen ist für mich überhaupt kein Problem! Mein Wiesel und ich finden uns also auch in der Vertikalen gut zurecht. Wenn die Treppe allerdings versteckt ist, dann kann sie auch meine feine Hundenase nicht aufspüren, dann braucht das Wiesel vielleicht Hilfe von euch. Zeigt ihr aber bitte keine Rolltreppen, da darf ich nämlich nicht rauf. Ich bin zwar sicher, dass ich das auch kann, aber alle sagen, dass das zu gefährlich ist und sich andere Hunde dabei schon schwer verletzt haben und darauf kann ich dann doch verzichten. Wenn es einen Lift gibt, kann ich damit natürlich schon fahren, also auch den kannst du uns dann zeigen – allerdings mit Richtungsangaben, denn deine Handzeichen können weder das Wiesel noch ich interpretieren.

Tipp 10: Macht uns ein wenig Platz!

In euren Öffis ist es oft sehr eng und voll, wir versuchen deshalb diese Art der Fortbewegung zu Zei-ten zu machen, wo nicht so viele Leute unterwegs sind. Oft lässt es sich aber nicht vermeiden und wir müssen in den „Berufsverkehr“. Dann wäre es wirklich nett, wenn du uns beiden, auch in einem vollen Verkehrsmittel ein wenig Platz lässt. Außerdem bitte ich dich wirklich, dich nicht über mich drüber zu stellen, ich setze mich ja auch nicht auf deinen Schoß. Wenn ich mich nämlich bedrängt fühle, dann fällt es mir besonders schwer mich zu konzentrieren, ich verliere meine Sicherheit und das macht dann das Wiesel unsicher und dann verpassen wir vielleicht unsere Station oder Schlimmeres.

Danke für euer Entgegenkommen und Verständnis

Eure Blindenführhündin Arya