9. März 2012: Fachschule für Sozialberufe in Stockerau

Ein Stück gleichwertiger

Sabine und Harald Fiedler von TROTZ-DEM ließen die SchülerInnen der 2. Klasse der Fachschule für Sozialberufe in Stockerau erfahren, wie es ist zu leben ohne sehen zu können und erzählten aus ihrem Leben.

„Mit meinem neuen Smartphone fühle ich mich wieder ein Stück gleichwertiger“ schwärmt Sabine, die seit ihrer Geburt blind ist und mit Harald Fiedler und Blindenführhündin Lea im gemeinsamen Haushalt lebt und Sensibilisierungsworkshops anbietet um SchülerInnen ihre Sicht der Dinge näher zu bringen. So berichtet Sabine etwa von einer neuen App, die mittels Foto Dinge für nicht sehende Menschen beschreibt und so erfahrbar macht.

„Hohe Schuhe und nicht sehen vertragen sich gar nicht“, stellt eine Schülerin mit Dunkelbrille und Blindenstock beim Rundgang durch den Garten der Schule fest. Viele Erfahrungen konnten an diesem Nachmittag gemacht werden. Etwa dass der Blindenstock nicht davor schützt in die Äste der Föhre oder gegen den Briefkasten zu laufen. Oder wie lange es braucht, sich in Braille einzulesen bzw. wie schwer es ist Namen, Wörter oder einzelne Buchstaben in der Braille-Schrift zu erkennen und dass es gar nicht so einfach ist, Essen oder Trinken sicher zu erkennen ohne es zu sehen.

„Wie erkennst du die Farbe Rot?“ fragte eine Schülerin und ließ Sabine von ihrer Kindheit und den dort gemachten Erfahrungen und Assoziationen zu den Farben berichten: „Rot wie Rose. Rot wie der Duft der Rosen. Grün wie Gras und der Duft von Gras.“ Sabine und Harald bringen mit viel Engagement ihre Lebensrealität und die unterschiedlichen Hilfsmittel die Ihren Alltag bestimmen den SchülerInnen näher. Für alle ist es schnell selbstverständlich zu schnippen, statt aufzuzeigen oder sich mehrmals bei den MitschülerInnen fürs Anschlagen mit dem Blindenstock oder fürs dagegenlaufen zu entschuldigen.

Blindenführhündin Lea zeigte ihr Können und die SchülerInnen bekamen als Draufgabe eine Mappe mit Infos und ihrem Namen in Braille-Schrift. So werden Erfahrungen nachhaltig und „wir werden einander wieder ein Stück gleichwertiger“ freut sich MMag. D. Stampfl-Walch, die die Idee zu diesem Workshop an der Fachschule für Sozialberufe hatte und die hofft, dass der Enthusiasmus der SchülerInnen von diesem Nachmittag für das gemeinsame Miteinander und das gegenseitige Verständnis lange anhält.